Für ganz Eilige


Sehenswürdigkeiten zwischen Dresden und Wittenberge


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1. Tag, Dresden - Diesbar:
Dresden: Was soll man zu Dresden noch sagen, was nicht schon in Tausenden von Stadtführern steht. Wer nur mal einen Eindruck gewinnen will, kann von der Straße unter der Brühlschen Terrasse aus eine kleine Rundfahrt durch die barocke Pracht einlegen - dafür ist das Fahrrad das ideale Mittel. Theaterplatz, Semperoper, Zwinger mit Gemäldegalerie, Hofkirche, Schloss, Baustelle der Frauenkirche, die Brühlsche Terrasse selbst - alles ist in unmittelbarer Reichweite. Aber wie gesagt: ein Stadtführer ist eine lohnende Investition.
Radebeul: Wer unbedingt will, kann sich hier das Indianermuseum (Karl-May-Str. 5, in der Saison Di bis So 9.00 bis 18.00 Uhr) ansehen (etwas abseits), das nur insofern etwas mit Karl May zu tun hat, als es sich auf seinem ehemaligen Grundstück befindet. Ach ja, eine Ausstellung über ihn selbst beherbergt das Haus natürlich auch. Über der Stadt thronen die Weinberge der Lößnitz, wer viel Zeit hat und Lust auf einen Schoppen, sollte sich zum Schloss Hoflößnitz (Knollweg 37: Weinberg, Weinmuseum, rustikale Weinstube) durchfragen - es lohnt.
Bei Coswig, etwa einen Kilometer hinter der Elbfähre, hat man Gelegenheit, sich in einem Freibad zu erfrischen - direkt am Radweg, einfach den Hinweisschildern folgen. Hinter Sörnewitz erhebt sich das Spaargebirge, eine alte Weinbaugegend mit Weinstuben, wie es sich gehört und einem schönen Aussichtspunkt ganz oben über der Straße - der Bosel.
Nächstes Highlight: Meißen. Lohnend auf jeden Fall die verwinkelte Altstadt, die Albrechtsburg, der Dom, die Porzellanmanufaktur (etwas abseits im Triebischtal), auch wenn man dafür erst über die Elbe (und dann wieder zurück) muss. Wer es einfach, rustikal und ruhig liebt, dem sei der Winkelkrug direkt unter der Burg, aber seltsamerweise abseits aller Touristenströme empfohlen (wenn man auf dem Markt vor dem Ratskeller steht, rechts eine kleine Gasse etwa 300 m hinauf).
Schließlich soll noch das Tagesziel gewürdigt werden: Diesbar hat schöne Weinberge, auch Weinstuben, in Diesbar-Seußlitz findet sich ein kleines Schloss mit Park, alles recht beschaulich und unspektakulär - gut für die Seele.

2. Tag, Diesbar - Torgau:
Unbedingt besichtigt werden muss der 6m hohe Roland am Markt von Belgern. Er stammt vom Anfang des 17. Jahrhunderts, sein Vorgänger war aus Holz und soll von neidischen Torgauern gekidnappt worden sein. Es ist ihnen allerdings nicht gelungen, denn sie wurden eingeholt und der Roland wieder nach Hause getragen. Danach schaffte man sich etwas Steinernes an - schwerer zu klauen. Sehenswert - sieht aus wie Mister Bean. Am Markt gibts auch eine Eisdiele.
In Torgau liegt Luthers Frau Katharina von Bora begraben, in der spätgotischen Marienkirche. Außerdem schön anzusehen: das Renaissanceschloss Hartenfels.

3. Tag, Torgau - Lutherstadt Wittenberg:
Natürlich Wittenberg: Die Altstadt ist wirklich schön, und geschichtsgeladen, wo man geht und steht: das Luther-Haus, das Cranach-Haus, das Melanchthon-Haus, die Schlosskirche (ja, die mit den Thesen), die Luthereiche (hier hat er die päpstliche Bannbulle verbrannt), das Lutherdenkmal vor dem schönen Rathaus (das sie nach Hannover zur Expo 2000 verborgen wollen - das Denkmal, nicht das Rathaus). Und dann das Kontrast-Programm, der große Chemiekomplex, an dem man endlos die B 187 entlang vorbei muss, wenn man die Stadt verlässt. Na ja.

4. Tag, Wittenberg - Barby:
Unbedingt lohnend: der wörlitzer Park. Das radlerverschreckende Fahrradverbot muss man eben zähneknirschend zur Kenntnis nehmen. Wir kannten es nicht und sahen uns den Park mit unseren Drahteseln gemeinsam an - was uns z.B. Beschimpfungen durch ordnungsliebende Parkbesucher einbrachte. Ach du liebes Vaterland. Trotzdem: es lohnt sich schon. Auch die folgende parkähnliche Kulturlandschaft bis hinter Dessau hat ihren Reiz. Dessau, Geburtsstadt Kurt Weills, Stadt des Bauhauses, berührten wir aus Faulheit nur am Rande.

5. Tag, Barby - Niegripp:
Um Magdeburg kommt man nicht herum. Der Radweg führt mitten durch die Stadt, und man sollte sich auch etwas Zeit nehmen für sie. Im II. Weltkrieg fast völlig zerstört, sind nur noch wenige, dafür aber bedeutende Bauwerke aus vergangenen Jahrhunderten erhalten und wieder aufgebaut. Magdeburg soll im 10. Jahrhundert nach Rom und Konstantinopel wichtigste Stadt im ottonischen Kaiserreich gewesen sein, Otto I. ließ eine Kaiserpfalz errichten und einen Dom. Der brannte 1207 ab und auf seinen Trümmern wurde der erste gotische Dom in Germanien errichtet, St. Mauritius und St. Katharina, in dem der Sarkophag des Herrn Kaisers steht. Und der besondere Stolz des Domführers: Otto I. liegt noch drin, seit fast 1000 Jahren Otto inside gewissermaßen. Obs in 1000 Jahren noch Computer mit Otto inside geben wird? In der Nachbarschaft steht das Kloster Unser Lieben Frauen, das älteste Bauwerk Magdeburgs, mit einer umfangreichen Sammlung auch zeitgenössischer Bildhauerei. Rings um das Kloster herum, auf Wiesen, unter Bäumen, vor den Ruinen der Festungsanlage kann man sich von Skulpturen aus dieser Sammlung anrühren lassen - oder auch nicht. Magdeburg hat ein schönes altes Rathaus und davor den Magdeburger Reiter, das erste freistehende Reiterdenkmal Deutschlands (1240). Das Rathaus bewacht den Marktplatz, mit Verkaufsständen aller Art - und einem netten Café für die leiblichen Genüsse. Zu erwähnen ist noch die neue Bundesgartenschau mit dem weithin sichtbaren hölzernen "Jahrhundertturm", die, als wir vorbeifuhren, kurz vor der Fertigstellung und Eröffnung stand. Man fährt am Gelände der "BuGa" vorbei aus Magdeburg heraus.

6. Tag, Niegripp - Storkau:
Im Radführer wird ein Abstecher in das Städtchen Burg empfohlen, etwa 2 km vom Zeltplatz. Wir waren nicht dort, ich kann also darüber nichts sagen. Als Sehenswürdigkeit, vielleicht besser erlebenswert empfand ich den ganzen Wegabschnitt von der Fähre bei Rogätz bis zur Schleuse Parey, etwa 18 km immer auf dem Deich entlang, nur einmal duckte sich ein kleines Dorf hinter dem Deich in die Wiesen. Eine weite, ruhige Landschaft, links die Elbe mit Seitenarmen und Überschwemmungsflächen, rechts Wiesen, Felder und Teiche. Wer sich hier nicht entspannen kann, macht was falsch. Bald nach der Schleuse erreicht man das Dorf Jerichow mit seinem ehemaligen Prämonstratenser- Kloster und vor allem der riesigen romanischen Klosterkirche. Hier sollen die Wurzeln der norddeutschen Backsteinbauweise liegen (außerdem wurde gleich neben dem Kloster jahrhundertelang Schnaps gebrannt). Man sollte hier ruhig mal Pause machen und auch die paar Mark Eintritt zu Kloster, Kirche und Museum nicht scheuen, es lohnt sich.
Das Gleiche gilt für das Zentrum von Tangermünde, und es ist nur ein kleiner Umweg. Alte reichverzierte Fachwerkhäuser, oft 300 Jahre alt und älter, mittelalterliche Stadttore, das spätgotische Rathaus, das sich ein Storchenpaar zur Basis ihres Nestes erkoren hat, die romanische, aus Feldsteinen errichtete Kirche - einfach ein Muss. Und man hat den Eindruck, dass diese kleine und alte Stadt pulsiert - überall kleine, mit Liebe zum Detail eingerichtete Geschäfte, Cafés, Gaststätten, überall ein reges Treiben, alles sehr einladend. Später einmal soll der Radweg zu einer neuen Elbbrücke und damit an der Stadt vorbei führen - wer darauf hereinfällt und sich die Stadt nicht ansieht, ist selbst schuld.

7. Tag, Storkau - Havelberg:
Auf dieser Etappe gab es zu sehen: die abgewickelte Baustelle des geplanten Atomkraftwerks Stendal, direkt an der Elbe. Es stehen noch zwei riesige Kühltürme und ein angefangener Reaktorblock, das Ganze schön umrahmt von einigen Gewerbegebäuden und Stacheldraht. Ganz und gar nicht gemütlich, auch in diesem Zustand irgendwie unwirklich, bedrückend, wie Ruinen eben sind. Später, wieder auf dem regulären Radweg und in normaler ländlicher Umgebung liegt rechts am Weg in den Wiesen eine ganz andere Ruine, eine alte Backsteinkirche, deren Turm man besteigen kann. Der Lohn ist ein schöner Blick über die Landschaft. Dann ist man auch schon fast in Havelberg. Ehe wir uns ein Quartier suchten, veranstalteten wir mit unseren Rädern erst mal eine kleine Stadtrundfahrt: durch die schöne, verwinkelte, auf einer kleinen Insel in der Havel gelegene Altstadt, am jenseitigen Havelufer eine kleine Straße nach rechts entlang bis zum Ortsrand, einen Weg hinauf auf die Höhe und zum Dom St. Marien. Den kann man besichtigen und dann wieder nach unten in die Altstadt fahren. In der ersten Septemberwoche findet in Havelberg seit Urzeiten bis heute ein Pferdemarkt statt, auf dem noch ein Handschlag das Geschäft besiegelt. Unser Wirt empfahl uns, schon in der Woche anzureisen, etwa am Dienstag oder Mittwoch, weil am Wochenende, wenn der Touristenstrom einsetzt, der eigentliche Handel schon vorbei ist. Na dann, wer noch kein Pferd hat ...

8. Tag, Havelberg - Wittenberge:
Heute wollten wir eigentlich die Tour nur noch ausklingen lassen, entsprechend kurz war die Strecke - aber zwei Empfehlungen gibt es trotzdem: 10 km hinter Havelberg steht ein Wehr an der Havel, über das man laut Karte eigentlich fahren sollte. Tut es nicht, sondern verlasst Euch auf den Wegweiser, der nach links weist. Hier führt die nächsten 11 km ein Weg über eine schmale Landzunge zwischen Elbe und dem Gnevsdorfer Vorfluter nach Gnevsdorf. Es fährt sich gut, die Landschaft ist herrlich, es ist still, die Seele baumelt. Kurz nachdem man wieder das Festland erreicht hat, kommt man an einen mystischen, aber heiteren Ort: Rühstädt, der Ort Deutschlands, in dem die meisten Störche wohnen. Wir haben es ganz schnell aufgegeben, zählen zu wollen, auf einem Haus gab es insgesamt 5 Nester! Auf einem anderen beklapperte Herr Storch ungerührt seine Gattin, während zwei Meter unter ihnen die Dachdecker am Werk waren - ganz vorsichtig. Warum diese Vögel (die übrigens mit den Pinguinen verwandt sein müssen, wenn man genau hinguckt) ausgerechnet dieses Dorf zu ihrer Hauptstadt gemacht haben, weiß eigentlich keiner so richtig. Frösche haben wir hier auch nicht mehr gesehen als anderswo, eigentlich sogar weniger, genaugenommen gar keinen. Es muss wohl so eine Art Mode sein. Rühstädt - hier nistet, wer auf sich hält. Es gibt auch ein Storcheninformationszentrum und zwei Wirtshäuser. Weitere Sensationen, die man vielleicht in Wittenberge noch hätte finden können, haben wir uns dann erspart.


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