Für ganz Eilige


8 Tage auf dem Elberadweg zwischen Dresden und Wittenberge

Gesamtstrecke: ca. 470 km Download
Tagesstrecken: 40 bis 80 km
benutzte Karten: bikeline-Tourenbuch Elberadweg 1 (Prag-Magdeburg) und 2 (Magdeburg-Cuxhaven)

1. Tag: Dresden - Diesbar, ca. 40 km
Die Tour begann in Dresden-Laubegast, also am südöstlichen Stadtrand. Linkselbig verläuft der zwar nicht gekennzeichnete, aber vorhandene und gut ausgebaute Radweg immer direkt am Fluss bis ins Stadtzentrum. Kurz vor der Carolabrücke endet der Radweg völlig abrupt und ohne Hinweise auf den weiteren Verlauf auf einem Parkplatz. Der findige Radfahrer läßt sich davon nicht erschüttern, sondern folgt weiter dem Fluss unterhalb der Brühlschen Terrasse (Straße). Ab hier sind zwei Varianten möglich: (1) über die Augustus-Brücke, am jenseitigen Ufer (rechtselbig) am Fluss entlang unter Marienbrücke und Eisenbahnbrücke hindurch, dann nach rechts zur Leipziger Straße, hier links weiter die Straße entlang wie in den einschlägigen Karten beschrieben. Diese Variante ist kaum zu empfehlen: ab Zentrum bis zur Stadtgrenze hat man es fast ausschließlich mit vielbefahrenen Straßen zu tun, von der fehlenden Ausschilderung ganz zu schweigen. Besser und vor allem viel schöner scheint mir folgende Route zu sein (2): an der Semperoper vorbei bis vor den Landtag, ein luftiges Glasgebilde an der Elbe, z.Z. von einer Baustelle verziert. Zwischen Landtag und Elbe weiter geradeaus, hinter dem Landtag eine Straße nach links, dann gleich wieder nach rechts, an der folgenden Gabelung wieder rechts unter Marienbrücke und Eisenbahnbrücke durch, vor dem Steyer-Stadion wieder rechts, wenn die Straße nach links schwenkt, fährt man weiter geradeaus die breite Allee entlang. Hier ist man dem Straßenverkehr nach insgesamt etwa 1 km glücklich entronnen. Man folgt jetzt der unbefestigten Allee bis zum Ende. Dort findet man einen (befahrbaren) Wiesenpfad, rechts ist wieder die Elbe zu sehen. Am Ende des Wiesenweges fährt man einen kurzen holprigen Weg hinauf zu einer Stahlbrücke über die Einfahrt zum dresdner Hafen, schlängelt sich an einem Schlagbaum vorbei und findet sich an der Auffahrt zur Flügelwegbrücke. Nach rechts über die Brücke (stark befahren), weiter geradeaus, an der ersten Ampel links in eine ruhigere Straße einbiegen, an deren Ende man wieder links einen unbefestigten Weg findet. Der führt uns wieder zurück zur Elbe, unter der Autobahnbrücke durch, dann durch Wiesen auf die Dorfkirche von Altkaditz zu. In diesem alten Dorfkern trifft man wieder auf den "offiziellen" Radweg, dem man jetzt nur noch zu folgen braucht. Hier wird das Stadtgebiet von Dresden verlassen. Von hier an ist der Elberadweg bis Meißen sehr gut markiert. Der radelnde homo sapiens hat den Weg nur noch mit Fußgängern zu teilen und findet auch hie und da nette Rastplätze, gelegentlich auch Wirtshäuser.
In Meißen hört der Radweg zur Zeit noch kurz vor der alten Straßenbrücke auf, man biegt an der Brückenauffahrt in eine kleine Straße scharf rechts ab und versucht dann, links wieder zur Elbe zu gelangen. Hier hat man wieder einen eigenen Radweg bis zur "Karpfenschänke", dann fährt man teils wenig befahrene Straßen, teils Radwege sehr schön die restliche Strecke bis zum Weindorf Diesbar-Seußlitz.

2. Tag: Diesbar - Torgau, ca. 70 km
Auf dieser Etappe folgt man durchweg dem gekennzeichneten Elbradweg, teils auf eigenem Weg, teils entlang wenig befahrener Straßen. Bei Nünchritz nimmt die Umgebung leicht industrielle Züge an, hinter der Elbbrücke Riesa ist man dann jedoch wieder auf dem Lande. Bei Strehla ist dann die erste Elbquerung per Gierfähre fällig. Die Fähre ist an Drahtseilen verankert und wird von der Strömung über den Fluss getrieben, wobei die Drahtseile in ihrer Länge verändert werden, um den Kahn im richtigen Winkel zum Strom zu halten. Diese Fähren werden uns in der Folge sehr oft begegnen. Der Weiterweg ist auch linkselbig gut gekennzeichnet und nicht zu verfehlen. In Belgern lohnt sich ein kleiner Abstecher den Berg hinauf zum Markt. In Torgau kommt man direkt an der neuen Elbbrücke und am Torgauer Schloss in die Stadt - die alte Stahlbrücke, Ort der ersten Begegnung zwischen Sowjetarmee und amerikanischen Streitkräften am Ende des Zweiten Weltkrieges, ist vor einiger Zeit gesprengt worden. Kleine Teile der Stahlträger dieser Brücke liegen noch in einer pfiffigen Schänke gleich am alten Brückenkopf. Diese Kneipe ist aber auch in kulinarischer und sonstiger Hinsicht zu empfehlen (rechte Straßenseite).

3. Tag: Torgau - Lutherstadt Wittenberg, ca. 80 km
Ein sehr gutes Wirtshaus fanden wir auch an der Fähre zwischen Dommitzsch und Prettin, mit der wir wieder auf das rechte Elbufer wechselten (der Hauptweg überquert die Elbe allerdings erst bei Pretzsch). Der weitere Weg führt unspektakulär teils als Radweg, teils auf Dorfstraßen nach Wittenberg.

4. Tag: Wittenberg - Barby, ca. 70 km
Von unserer Pension in Apollensdorf Nord gehts zunächst zur Hauptsstraße, bergab am ehemaligen Stickstoffwerk Piesteritz vorbei, dann 10 langweilige Kilometer die Bundesstraße (B 187) entlang nach Coswig. Nach dem Ortseingang biegt der Radweg links zur Fähre ab. Am jenseitigen Ufer wieder nach links und etwa 6 km später erreicht man den wörlitzer Park. Ein Parkbesuch lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn man die Räder außerhalb des Parks stehenlassen muss (ein für uns nicht nachzuvollziehendes Verbot der Parkverwaltung). Man kann allerdings den Park auch links liegen lassen und sich vor Wörlitz rechts haltend Richtung Vockerode weiterfahren. Das dortige Kraftwerk läßt man schnell hinter sich, der Weiterweg führt nun anfangs direkt auf dem Elbdeich, später im Wald durch eine schöne Kulturlandschaft zwischen Elbe und Mulde, mittendrin kann man an einem ehemaligen Forsthaus rasten und einen kleinen Imbiss zu sich nehmen. An Dessau führt der Radweg vorbei, nach 7 km landet man dann normalerweise wieder auf einer vielbefahrenen Straße. Wir fuhren allerdings in Grosskühnau zuerst ungewollt, dann aber durchaus zufrieden eine andere Variante, nämlich einen Waldweg direkt Richtung Elbe. An der Elbe existiert laut Karte ein Weg nach Aken, wo wir wieder auf die andere Seite übersetzen wollten. Das Glück kam uns aber zuvor, denn bei Brambach erschien unerwartet ein kleiner Motorkahn, der uns und einige Wanderer, die dort warteten, nach Brambach auf die andere Elbseite übersetzte. Wir erfuhren, dass diese Fähre nur in der Saison und dann nach Notwendigkeit verkehrt - man sollte sich also nicht unbedingt darauf verlassen. Uns jedenfalls brachte sie eine willkommene Abkürzung ein - die Gaststätte an der Anlegestelle in Brambach konnten wir aus Zeitgründen nicht testen - und außerdem eine wohl schönere Wegstrecke als die Landstraße. In Steutz ist man dann wieder auf dem regulären Radweg, der hier seinen Namen auch wieder verdient. Wir fuhren einen Waldweg durch die Steutzer Aue nach Steckby, wo wir dann im Gasthaus "Zum Biber" zu unserer verdienten Rast kamen (liegt an einer Nebenstraße abseits vom markierten Radweg, Hinweisschild beachten). Von Steckby führt der weitere Weg einen Waldweg durch die "Schönen" und die "Tochheimer Berge" (höchste Erhebung: 70 m) nach Tochheim. Von hier kann man geradeaus weiter durch den Wald nach Ronney fahren oder dem Radweg über Kärneritz und Walternienburg nach Ronney folgen (länger). Von Ronney führt der Weg unter der Eisenbahnlinie hindurch auf Gödnitz zu, biegt aber bereits vor dem Dorf nach links ab (ausgeschildert, auf der Karte aber anders eingetragen). Nach einem weiteren Linksschwenk erreicht man einen schönen Rastplatz an der Elbe, den wir zur Übernachtung nutzten. Achtung, für Abkürzungsfetischisten: Wir versuchten, hinter Ronney immer weiter an der Elbe entlang zu fahren, weil auf unserer Karte ein entsprechender Weg eingezeichnet war. Dieser "Weg" endete kurz vor dem Ziel an einem ziemlich breiten Wasserlauf, ein Übergang war bis zur Mündung in die Elbe nicht zu finden (obwohl in der Karte eingetragen). Wir mussten also zurück - ein Umweg von etwa 10 Kilometern.

5. Tag: Barby - Niegripp, ca. 60 km
Die Route führte uns zunächst einige schöne Kilometer auf kleinen Wegen nach Dornburg, dahinter verläuft der Radweg auf der Karte nach Norden zur Eisenbahn und dann wieder spitzwinklig nach Südwesten nach Pretzien. Wir fuhren allerdings etwa 2 km hinter Dornburg links ab einen Waldweg direkt nach Pretzien, verzichteten dabei auf einige kleine Teiche im Wald am Originalweg. Ab Plötzky dann war es zunehmend vorbei mit der Gemütlichkeit: Der Weiterweg ging bis Magdeburg über Straßen. In Magdeburg selbst fuhren wir, um unsere kulturellen Interessen zu befriedigen, bis ins Zentrum, man kann allerdings auch auf der rechten Elbseite bleiben und direkt zwischen Elbe und neuer Bundesgartenschau auf dem gut befestigten und ausgebauten Radweg die Stadt verlassen. Bereits nach kurzer Zeit befindet man sich wieder in heideartiger Landschaft bis Hohenwarte. Im Landschaftsschutzgebiet bei Hohenwarte wird fleißig gebaut, neue Kanäle, Schleusen samt zugehöriger Straßen, um das Schiffshebewerk Rothensee am Mittellandkanal umgehen zu können und Elbe und Havel langfristig für die großen Flussschiffe westdeutscher Reedereien auszubauen. Hinter Hohenwarte radelten wir dann wieder auf Landstraßen bis zu unserem nächsten Zeltpaltz am Niegripper Altkanal.

6. Tag: Niegripp - Storkau, ca. 60 km
Dieser Tag bescherte uns einen der schönsten Wegabschnitte der ganzen Route. Etwa 5 km nach dem Zeltplatz erreichten wir wieder die Elbe und nun führte der reguläre Radweg 18 km direkt auf dem Elbdeich entlang, vorbei an einem einzigen kleinen Dorf. Der Weg selbst war zwar etwas holprig (Betonplatten), aber was machte das schon angesichts dieser ruhigen Landschaft. Bei Derben hinter der Schleuse Parey hatte uns dann allerdings die Straße wieder, und das blieb so bis Tangermünde. Ab Jerichow war es dann ein bisschen belastend - der eigentliche Radweg war durch Regen und Überschwemmungen nicht passierbar (unbefestigt), und so mussten wir in den sauren Apfel beißen und die B 107 bis Tangermünde benutzen. Auch hinter Tangermünde hielt sich der Radweg an Landstraßen bis zum Übernachtungsplatz.

7. Tag: Storkau - Havelberg, ca. 50 km
Der Weiterweg machte hinter Arneburg einen großen Bogen ins Land hinein über Hohenberg-Krusemark, wir waren aber wiedermal schlauer als die Karte und wollten eine Straße entlang der Elbe über ein Dorf namens Altenzaun nutzen. Das taten wir dann auch und fuhren direkt auf zwei riesige Kühltürme zu, die man schon kilometerweit hatte sehen können. Diese entpuppten sich dann als Reste des zu DDR-Zeiten geplanten und dann nach der Wende nicht fertiggebauten Kernkraftwerks Stendal. Das menschenleere Gelände, in der Karte vorsichtig als "Gewerbegebiet" eingetragen, musste auf ominösen Betonstraßen, an Stacheldrahtzäunen entlang umfahren werden - hier war Findigkeit gefragt. Die Investruine im Rücken sah der Weg dann wieder etwas freundlicher aus, wir trafen wieder auf den ausgeschilderten Radweg, bogen dann allerdings wieder rechts ab Richtung Elbe, die wir bei Sandau überquerten (in der Karte nicht eingetragene, aber wichtige Autofähre). Von da fuhren wir auf kürzestem Wege, nämlich die Straße entlang direkt nach Havelberg - der eigentliche Radweg führt am anderen Ufer erst ins Land hinein nach Werben und dann spitzwinklig wieder hinunter nach Havelberg, ein Umweg von über 10 Kilometern, den wir uns an diesem Tag ersparen wollten.

8. Tag: Havelberg - Wittenberge, ca. 40 km
Nachdem man den Schleusenkanal zwischen Havel und Elbe überquert hat, fährt man schöne Wege bis zu einem Wehr an der Havel und hat dann hier wiedermal die Wahl: der in der Karte eingetragene Radweg führt über das Wehr nach Quitzöbel, dann nach Legde, Abbendorf und Gnevsdorf. Der Wegweiser an Ort und Stelle allerdings schickt uns in eine Richtung, die wir, durch schlechte Erfahrungen (s.o.) gewitzigt mit etwas gemischten Gefühlen wählen. Es ging auf einer Landzunge zwischen Elbe und Havel dahin, manchmal bestand die ganze Landzunge nur aus einem Deich. Was wäre, wenn sich der an der Havelmündung eingezeichnete Übergang über die Havel wie schon mal erlebt als Aprilscherz erweisen würde? Na ja, wir wollten es ausprobieren und wurden mit einem der schönsten Abschnitte der ganzen Fahrt belohnt. Und dann ganz am Ende, nach etwa 11 Kilometern, tauchte tatsächlich ein Wehr an der Havel auf, über das wir den in der Karte eingezeichneten Radweg dann wieder erreichten. Kurz darauf gelangten wir nach Rühstädt, dem storchenreichsten Ort Deutschlands, und machten erstmal Pause. Danach rollten wir dann gemächlich über kleine Wege und erst ganz zum Schluss wieder über Straßen nach Wittenberge - Endstation war für uns der Bahnhof und der Zug, der uns zurück nach Hause brachte.


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